HOFA Guide DJ-Kopfhörer

 

Nicht nur im Hifi- oder Studiobereich, sondern auch für einen DJ ist der Kopfhörer ein essenzielles Tool. Allerdings gelten für DJ-Headphones andere Regeln als für Studio-Kopfhörer.

Meistens geht es darum, dass man vorhören kann, welchen Track man als nächstes spielen möchte, diesen zum laufenden anpasst und einen Übergang zwischen beiden schafft. Hierbei ist es nicht einfach, sich trotz des lauten und basslastigen Clubsounds auf seine Headphones zu konzentrieren. Ein entscheidendes Merkmal ist deshalb die Isolation. Während z.B. eine geschlossene Bauweise einen deutlichen Vorteil liefert, begünstigen auch Ohrpolster aus PU-Leder, dass laute Pegel der PA frequenzabhängig gedämpft werden.

Zusätzlich kann eine ohrumschließende Passform der Ohrpolster die Abschottung nach außen verbessern und übt gleichzeitig weniger Druck auf das Ohr selbst aus. Auf der anderen Seite ist die Größe der Ohrpolster etwas sperrig und kann gerade im Sommer dazu führen, dass es einen Satz heiße Ohren gibt. Nicht zu vernachlässigen ist, dass eine bessere Isolation die Ohren etwas schont, denn dadurch kann der Kopfhörer im Pegel leiser eingestellt werden.

Besonders spannend ist natürlich der Frequenzgang. Während man im Studio auf einen linearen und ausgewogenen Klang setzt und im Hifi-Bereich ein druckvoller und brillanter Sound gewünscht wird, ist für den DJ ein qualitativ hochwertiger Klang zweitrangig. Entscheidend ist, einen möglichst definierten Impuls zu erzielen, durch den sich die Headphones gegen den Clubsound durchsetzen. Positiv begünstigen dies z.B. ausgeprägte Mitten und Höhen, die vor allem den durch die Headphones isolierten Frequenzbereich abdecken. Eine Isolation greift übrigens meist erst ab etwa 150-200 Hz. Dieser Umstand führt dazu, dass der tiefe Bassbereich für einen DJ-Kopfhörer im Club genau genommen sekundär ist. Entscheidend sind viel mehr der Punch und die Transienten der Bassdrum, weshalb Tiefmitten möglichst definiert klingen sollten und ein gutes Impulsverhalten des Headphones empfehlenswert ist.

Wer einmal mehrere Stunden an den Decks gestanden hat, der weiß, dass auch der Tragekomfort nicht zu vernachlässigen ist, denn trotz eines festen Halts sollte der Druck auf den Kopf bzw. die Ohren nicht zu hoch sein. Auch ein geringes Gewicht bringt langfristig betrachtet Entlastung.

Da ein DJ oft den Mittelpunkt des Events darstellt und in den Fokus des Publikums aber auch des Blitzlichts gerät, darf man natürlich auch auf die optische Tauglichkeit achten.

Weniger subjektiv ist hingegen die Konstruktion des Headphones. Statische Gelenke, die schnell brechen können, oder ein fest angebrachtes Kabel sind eher als Schwachstellen zu werten. In diesem Zusammenhang ist auch die Austauschbarkeit und Zugänglichkeit zu Ersatzteilen nicht zu vernachlässigen. Ein unproblematisches Ordern und Erneuern von Ohrpolstern, Kabel und weiteren Bauteilen ist ein beruhigendes Argument bei der Kaufentscheidung.

Zusammenfassend handelt es sich um ein sehr spezielles und komplexes Einsatzgebiet, weshalb ein Test der Kopfhörer im Optimalfall im Club durchgeführt werden sollte.

Innerhalb unseres DJ-Kopfhörer-Tests bei HOFA haben wir verschiedene gängige Modelle miteinander verglichen und uns dabei darauf konzentriert, Unterschiede herauszuarbeiten und resultierende Stärken zu erkennen. Dabei ist sehr wichtig, dass die Beurteilung eines DJ Kopfhörer immer auch von der Nutzung abhängt. Ob man auf einer Hochzeit oder in einem kleinen Techno-Club spielt, hat große Unterschiede und führt zu variierenden Anforderungen.

Sennheiser HD 25 -1 II

 

Beginnen möchten wir mit dem Sennheiser HD25. Hierbei handelt es sich um einen absoluten Klassiker, der sich in verschiedenen, aber ähnlichen Varianten seit mehr als 25 Jahren durchsetzen kann. Während dem HD25 vorgeworfen wird, dass dieser in Bässen schwach auf der Brust ist, können wir diesen Vorwurf nur bedingt bestätigen, denn in Summe wirkt der Kopfhörer recht ausgewogen im Vergleich zu seinen Mitstreitern. Gerade im Club sind tiefe Bässe für einen Kopfhörer ohnehin nicht von großem Vorteil, weshalb wir hier keinen Schwachpunkt sehen. Im Gegenteil: Eine ausgeprägte Wiedergabe der Mitten und Höhen macht es sehr angenehm, den nächsten Track auszuwählen, da genau diese Frequenzbereiche des Clubsounds gut isoliert werden. Bei genau dieser Isolation macht der HD25 einen durchschnittlichen, aber guten Eindruck. Sehr gut gefällt uns das leichte Gewicht und der Tragekomfort, interessant wären ohrumschließende Polster.

Sennheiser HD8 DJ

Neben dem HD 25 bietet Sennheiser zu einem etwas höheren Preis mit den HD8 DJ ein Luxusmodell. Der erst einmal deutliche Preisunterschied von rund 80  € ist schnell vergessen, denn im Lieferumfang sind alternative Ohrpolster, ein weiteres Kabel ohne Spirale und ein robustes Case enthalten – nicht schlecht. Einen Vergleich beider Modelle halten wir für weniger sinnvoll, denn die Unterschiede sind doch recht groß. Grundsätzlich ist der HD 8 DJ sehr robust, dafür aber auch deutlich schwerer mit ohrumschließenden Polstern, die zu einer tollen Isolation führen.

Genau hier ergibt sich dann leider eine negative Auffälligkeit, denn die Messung der Isolationswerte zeigt auf, dass Frequenzen um 150 Hz im Außenschall um bis zu 10 dB "geboostet" werden. Grund hierfür ist die Schwingung von Bauteilen des Kopfhörers.

Da der Kopfhörer ohnehin ein sehr basslastiges Klangbild mit sich bringt, sehen wir hier für den Club eine in Summe suboptimale Grundlage. Obwohl wir den zusätzlichen Lieferumfang positiv werten würden, wird dieser durch den höheren Kaufpreis relativiert.

AIAIAI TMA-2 DJ Preset

Innerhalb der letzten Jahren hat auch der Hersteller AIAIAI immer wieder auf sich aufmerksam gemacht. Beeindruckend ist dabei der modulare Ansatz, der erlaubt, dass man sich einen Kopfhörer durch die Komponenten Speaker, Headband, Polster und Kabel selbst zusammenstellt. Dabei ist der Zusammenbau übrigens kinderleicht. Die klare Stärke liegt neben der Konfiguration selbst natürlich darin, dass einzelne Bauteile einfach nachzubestellen sind, wobei der Preis im oberen Segment einzuordnen ist. In unserem Test haben wir uns auf das DJ Preset konzentriert, welches alle Bauteile in Variante „2“ beinhaltet. Auf den ersten Blick wirkt der Kopfhörer ähnlich schlicht wie der HD 25, kann sich dabei durch ein modernes Design trotzdem positiv absetzen. Im Härtetest des Technoclubs hat der AIAIAI mit Speakerpreset „Punch“ sein Versprechen gehalten, denn die Bassdrum ist trotz hoher Außenpegel gut zu hören. Etwas getrübt wird der weitestgehend gute Eindruck durch die Tatsache, dass der Punch und Fokus in den Bässen leider dazu führt, dass wir die Mitten und Höhen des AIAIAI im Club im Verhältnis etwas vermissen, was gerade ein Vorhören nicht immer einfach macht. Natürlich könnte man hier schnell auf eine andere Speakerunit zurückgreifen, allerdings sind die Informationen des Herstellers für uns nicht präzise genug und auch der zusätzliche finanzielle Aufwand ist nicht unbedingt attraktiv. Trotzdem: Tolles Konzept!

Pioneer HDJ 2000-K

In kaum einem Club kommt man an diesem Name vorbei: Pioneer ist seit gefühlten Ewigkeiten bekannt für sein grandioses DJ-Equipment. Kein Wunder, dass neben CD-Playern und Mixern auch Kopfhörer mit im Sortiment sind. Der HDJ-2000 ist deshalb definitiv einen Blick wert und stellt den letzten Kopfhörer in unserem Test dar. Dabei beziehen wir uns auf das Vorgängermodell der neuen MK2 Version, über die wir noch keine Aussage treffen können. Obwohl der Sound des HDJ-2000 gegenüber einem linearen Studiokopfhörer etwas dumpf und basslastig ist, wirkt das Klangbild ausgewogener, als das z.B. bei einem Sennheiser HD8 DJ der Fall ist. Interessant ist, dass Pioneer im Frequenzgang die tiefen Subbässe etwas vernachlässigt, was wir positiv anrechnen. Trotzdem kann der dadurch entstehende Vorteil für die Mitten und Höhen nur bedingt genutzt werden, denn eine Isolation nach außen beginnt erst ab 1000 Hz. Vergleichbare Testkandidaten glänzen durch Werte von etwa -20 dB Dämpfung des Außenschalls bei 1 kHz.

Fazit:

Zusammenfassend ist die Wahl des optimalen DJ-Kopfhörers kein leichtes Unterfangen, bei dem man immer auch einen Kompromiss eingeht, denn den klaren Testsieger konnten auch wir nicht ermitteln. Dabei würden wir ausgeprägte Mitten und Höhen einem stark überbetonten Bassbereich vorziehen. Eine gute Isolation zusammen mit einer robusten, aber angenehmen Passform sollte zudem beachtet werden. Als kleinen Bonus darf dem Hersteller auch angerechnet werden, wenn dieser für Ersatzteile einen Zugang bietet oder beim Lieferumfang nicht spart. Gleichzeitig wird klar, dass weder ein DJ-Kopfhörer für Mix und Aufnahmesessions im Studio noch ein Studiokopfhörer für die Aufgaben im Club geeignet ist.

 

 

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